«Zervikale Dystonie» bzw. «Schiefhals» beschreibt eine Gruppe an Dystonien. Sie alle betreffen die Hals- und Nackenmuskulatur und verursachen dadurch (stabile) Fehlhaltungen im Hals-Kopf-Schulterbereich oder ungewollte Bewegungen, die unregelmässig oder regelmässig (rhythmisch) auftreten.
Bei ungefähr 50% aller Betroffenen kann neben einer Fehlhaltung von Kopf und Hals auch ein Schulterhochstand festgestellt werden.
«Sensorische Tricks», wie das Anlegen eines Fingers an Wange oder Kinnspitze, sorgen beim Grossteil der Betroffenen vorübergehend für eine Linderung der Beschwerden.
Die Formen der zervikalen Dystonie unterscheidet man anhand der betroffenen Muskeln und anhand der Ausrichtung der Fehlhaltung des Kopfes („caput“) oder Halses („collum“):
Torticollis/Torticaput: Häufigste Unterform der Dystonie, bei der eine vertikale Drehung des Halses bzw. des Kopfes symptomatisch ist.
Laterocollis/Laterocaput: Neigung des Halses und des Kopfes in Richtung einer Schulter
Retrocollis/Retrocaput: Streckbewegung des Halses bzw. des Kopfes nach hinten
Anterocollis/Anterocaput: Vorwärtsbeugung des Halses bzw. des Kopfes in Richtung Brust
Eine zervikale Dystonie kann die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken, denn viele Alltagsaktivitäten, wie z.B. Autofahren oder Kochen, können durch die Fehlhaltung entweder nicht mehr oder nur noch mit Einschränkungen ausgeübt werden.
Betroffene leiden ausserdem vielmals unter Schmerzen, Verschleisserscheinungen der Halswirbelsäule und Nerveneinklemmungen, die aufgrund der Fehlstellung des Halses auftreten können.
Darüber hinaus zeigt das Umfeld der Betroffenen oft kein Verständnis, weshalb der Verlust an Lebensqualität nicht selten mit vermindertem Selbstwertgefühl und sozialem Rückzug einhergeht. Es kann deshalb, neben der Dystonie, auch zu psychischen Erkrankungen kommen, beispielsweise zu Depressionen oder Angst.
Lernen Sie unter den Patientengeschichten Jasmin und Marlis kennen, zwei Betroffene, die von ihrem Leben mit einer zervikalen Dystonie erzählen.
Schätzungsweise sind 20 Einwohner von 100.000 von der Erkrankung betroffen. Meist äussert sich eine zervikale Dystonie das erste Mal im Alter von 40 Jahren. Sie kann sich langsam und fortschreitend entwickeln oder plötzlich und schlagartig in Erscheinung treten. Bevor die Fehlstellung des Kopfes erkannt wird, können häufig Anfangssymptome wie Nackenverspannungen oder Kopfzittern auftreten.
Die Ursache für die Entstehung einer zervikalen Dystonie ist noch unklar, es handelt sich also um eine idiopathische Dystonie. Man vermutet, dass eine Störung im Bereich der Basalganglien auftritt. Dabei handelt es sich um einen bestimmten Bereich des Gehirns, der für die Steuerung von Bewegungsabläufen zuständig ist. Auch genetische Faktoren sollen bei der Entstehung des Schiefhalses eine Rolle spielen.